Psyche SGB II
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DAK-Gesundheit
stattkrankenhaus
Autoren: Markus Hinz und Sophie Schwab
Ambulante Hilfe statt Krankenhaus: Das Projekt stattkrankenhaus will schwer psychisch erkrankte Patienten kontinuierlich und individuell versorgen und so eine optimale Behandlung sicherstellen. Multiprofessionelle
Teams ermöglichen eine gemeindenahe Betreuung des Patienten – in seinem häuslichen Umfeld, 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr. Die Betreuung wird durch diese Teams sektorenübergreifend koordiniert; zu den Teams gehören Ärzte, Psychologen, Sozialarbeiter sowie Gesundheits- und Krankenpflegekräfte.
stattkrankenhaus ist ein Projekt der DAK-Gesundheit. Unter diesem Namen schließt die DAK-Gesundheit mit diversen Partnern Verträge zur Integrierten Versorgung nach den §§ 140a–d SGB V. Die Verträge werden von der DAK-Gesundheit über eine Zweijahrespauschale jeweils vollständig finanziert.
Das Versorgungsmodell startete 2007 als „Hamburger Modell“, wird aber mittlerweile bundesweit umgesetzt.
Für die Patienten ist die Teilnahme freiwillig und kostenfrei.
Pfalzklinikum versucht es mit Home Treatment-Modell
Selbsthilfe bewertet „Psychiatriezuhause“ mit kritischem Blick
Krankschreibungen aufgrund psychischer Leiden nehmen permanent zu. Nach Krankenkassenberichten hat jede/r dritte Bürger/in eine seelische Erkrankung. Selbsthilfeverbände wie der Bundesverband Psychiatrie-Erfahrener mahnen schon lange an, dass dies auch auf unpassende Konzepte der bestehenden Psychiatrien zurückzuführen ist.
Home Treatment-Modellprojekt
In Rheinland-Pfalz versucht jetzt das Pfalzklinikum AdöR (Klingenmünster) eine Verbesserung durch ein neues Home Treatment-Modellprojekt, hochgelegt angekündigt, wie es sich in der gemeinsamen Pressemitteilung vom 13.02.2020 des Krankenhauses und des Ministeriums für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie liest. Man starte damit in eine „neue Ära der Behandlung seelisch kranker Menschen“. In der Presseinformation heißt es weiter: „Seit Anfang des Jahres setzt das Haus das bundesweit größte Modellprojekt unter dem Titel „Innovative Psychiatrie für das 21. Jahrhundert – Wohnortnah. Kompetent. Menschlich.“ um. Ziel ist es, mit Hilfe von aufsuchenden, multiprofessionellen Teams die Behandlung von Patientinnen und Patienten anders zu gestalten und vor allem flexibler im Lebensumfeld durchzuführen. Diese Neuerung entspricht dem mit den Krankenkassen vereinbarten Regionalbudget. Während des gesamten Genesungsprozesses begleitet künftig eine feste Gruppe von Bezugspersonen die Betroffenen. Ambulante Hilfen zur Bewältigung von Krisen werden ausgeweitet und das tagesklinische Behandlungsangebot wird, wo es sinnvoll ist, auf sieben Wochentage erweitert.“ Gemeinsam mit Vertretern nahezu aller in Rheinland-Pfalz ansässigen Krankenkassen wurde zunächst für acht Jahre ein Vertrag als Basis des Modellprojekts abgeschlossen.
Regionale Selbsthilfevertreter des Bundesverbandes BPE e.V.
sehen dies nüchterner bzw. sensibel und auch kritisch. Der Verband weiß von nicht wenigen Betroffenen, die eine „Psychiatrie zuhause“ nicht wünschen, zumal wenn klinikstationär Zwang und Gewalt gegen Patienten erlebt wurde. Auch sind Hausbesuche von selbst gewählten (niedergelassenen) ÄrztInnen, PsychologInnen oder SozialarbeiterInnen schon lange möglich und über die Kassen, ein Persönliches Budget, Soziotherapie usf. finanzierbar, wie es in einem Meeting beispielsweise von Selbsthilfe SeelenWorte RLP schon 2017 formuliert wurde.
Verstärkt zu forcieren seien der Abbau regulärer psychiatrischer Versorgung
(wie auch von Heimen oder WfB) zugunsten erfolgreicherer Konzepte im (öffentlich intensiviert zu finanzierenden) Auf- und Ausbau von Soteria-Stationen, Weglaufhäusern, von nutzerbetriebenen und -kontrollierten Tageszentren, alternativen Wohnmodellen und bewährten originären Selbsthilfestrukturen, hieß es von Vertretern dieser rheinland-pfälzischen Selbsthilfeorganisation im BPE e.V. noch zum Jahreswechsel.
Termininfos auch mit freundlicher Erlaubnis der Redaktion des BPE-Newsletters
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